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Yukiko Tominaga: Vermissen auf Japanisch

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Neulich war ein Mädchen am Telefon. Die hat keinen vollständigen Satz rausgebracht. Was seid ihr? Zwei chinesische Mädchen, die mich über den Tisch ziehen wollen? Ihr storniert meine Bestellung gefälligst. Beim Verbraucherschutz melde ich euch trotzdem!
… Die Wahrheit ist, dass der Besitzer dieser Firma bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, und wir versuchen gerade, eine Lösung zu finden.

Wir können essen, was wir wollen: Eis, chinesische Rippchen, Sushi.
…
Ich will einen Mann, der mir Schmuck kauft und uns in ein chinesisches Restaurant einlädt, wann immer ich will.
…
Das spielte sich jeden 30. Dezember in Alice‘ chinesischem Restaurant ab, bei roten Schweinerippchen und süßer Entensoße.
…
„Du hast recht.“ Während ich das sagte, nahm ich fünf Fläschchen mit Nahrungsergänzungsmitteln aus dem Regal am Esstisch und reihte sie vor mir auf; die Etiketten waren auf Chinesisch, das weder meine Mutter noch ich lesen konnten.

Ich habe chinesische Neujahrskarten gesammelt. Bis jetzt habe ich fünfzehn geschrieben und in einen braunen Umschlag gesteckt. Mein Bruder ist ein guter Mensch, der Geheimnisse für sich behält. Außerdem ist er ein Weltenbummler, der jede freie Minute außerhalb Japans verbringt. Wenn Alex aufs College geht, gebe ich den Umschlag meinem Bruder und sage ihm, dass er Alex jedes Jahr eine Karte aus einem anderen Land schicken soll.

„War ich Freund oder Feind?“, fragte ich. … „Ah, Sun Tzu. Du bist weder noch. Du gehörst zur Familie. Außerdem benutzen wir im Englischen in diesem Fall das Präsens, weil wir immer noch eine Familie sind.“

Der Tag begann wie ein langweiliges Déjà-vu, vorhersehbar und träge, ein garantiert öder Nachmittag mit der Katze, unserem blinden Großvater und seiner Lieblingssendung im Radio, einem chinesischen Sprachkurs.
…
Klick, das Radio ging an und die vertraute Erhu-Melodie erklang, ein Hauch von süßer Melancholie, gefolgt vom Fünf-Uhr-Chinesischkurs. … Mein Großvater sprach Chinesisch mit dem Radio …

Mein Großvater zeigte auf den fehlenden Zeh und fuhr fort: „Das waren die Russen. Sie haben mich in China gefangen genommen, wo ich als Übersetzer gearbeitet habe, und nachdem wir den Krieg verloren hatten, schickten sie mich in einen Wald in Sibirien, um im Schnee Holz zu hacken. …

Er war Akupunkteur mit eigener Praxis.
…
Ich machte eine Ausbildung und arbeitete in einer italienischen Bäckerei in North Beach, stellte aber fest, dass ich als Konditor kein Visum bekam. Also schwenkte ich um und ließ mich zum Akupunkteur ausbilden, …
…
Aber meine Finger spüren es, auch wenn ich es gar nicht will. Es ist ein trauriges Schicksal, ein genialer Akupunkteur zu sein.
…
Wir saßen zusammen auf der Kante der Akupunkturliege …
…
Kannst du auch Kindern helfen?
Natürlich.
Und Menschen, die nicht an Akupunktur glauben?
Von denen scheint es immer weniger in der Stadt zu geben, aber ja, ich kann.
…
Kann es sein, dass die Nadeln für Dich nur Requisiten sind?
Was, nein! Hast du Akupunktur wirklich noch nie ausprobiert? Wenn du Lust hast, kann ich dich behandeln.
…
Der Tee, sind das chinesische Kräuter?
…
Seine Hand begann mit meiner Körperwärme zu verschmelzen. Die Finger von Akupunkteuren waren sehr zart. Allein seine Berührung heilte mich.
…
Und so kam ich immer wieder, um mich den Berührungen des Akupunkteurs hinzugeben.

Yukiko Tominaga: Vermissen auf Japanisch, 2025 (Original: See: Loss. See Also: Love, 2024), mare

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