Menschen in Büchern gehen in chinesische Restaurants, in Tokio, New York, Los Angeles, Göteborg und Prag, in einer Kleinstadt irgendwo in Australien oder in dem erdachten afrikanischen Staat Aburiria. Die chinesischen Restaurants sind die einfachste Wahl im Alltag, sie sind etwas ganz Besonderes, verknüpft mit Erinnerungen, oder beides.
Sheila Heti: Wie sollten wir sein. Ein Roman aus dem Leben (2012)
… den Sekretärinnen, den Büro-Esserinnen, die in tristen unterirdischen Malls sitzen und ihr Mittagsmahl verzehren – ihre ekligen chinesischen Nudeln, ihren ekligen Schinken mit Käse …
Lydia Sandgren: Gesammelte Werke (2021)
Das Tai Shanghai in Göteborg gehört zu den Lokalen, die die Protagonisten regelmäßig besuchen.
Der Tisch im Thai Shanghai war von anderen gekapert worden, und Uffe hatte seinen Stuhl angewidert einem Erstsemester von der Valand überlassen.
„Aber können wir nicht ins Prag oder zum Thai gehen?“
Im Gyllene Prag oder Thai Shanghai lungerten mit Sicherheit ein paar bekannte Gesichter herum, und genau die wollte Martin vermeiden.
Obwohl seit Gustavs Umzug nach Stockholm fünf Jahre vergangen waren, konnte Martin nicht im Pustervik oder dem Thai Shanghai sitzen, ohne jedes Mal, wenn die Tür aufging, zu erwarten, dass Gustav hereinkam.
Obwohl es noch früh und an einem Dienstag war, war es im Thai Shanghai schon recht voll. Sie bekamen noch einen Tisch gleich an der Tür. …
„Wie kann es sein, dass es hier immer so voll ist?“, wunderte sich Gustav. „Hier ist es voll seit 1981, verdammt noch mal.“
…
Ein anderer Mann bestellt in Berlin chinesisches Essen:
Er schleppte sich vom Bett zu Sofa, vom Sofa zum Computer und Gelegentlich zum Supermarkt an der Ecke, wo er sich mit Kaffeefiltern und Fruchtjoghurt eindeckte. Er bestellte sich etwas zu essen. Der Fahrer vom China-Imbiss beäugte skeptisch Philips unrasiertes Kinn und den fleckigen Kapuzenpulli.
Mieko Kawakami: Brüste und Eier (2019)
Der Tag war ja schon fast vorbei. Zum Abendessen, hatte ich gedacht, könnten wir zum Chinesen um die Ecke gehen, aber bis dahin hatten wir noch drei Stunden Zeit. Das war relativ lang.
Ein ganzes Kapitel spielt „Im Chinarestaurant“. Makiko bewundert die große Auswahl und die Geschwindigkeit, mit der dort gearbeitet wird.
Das Chinarestaurant im Erdgeschoß eines gut und gerne dreissig Jahre alten, völlig heruntergekommenen Gebäudes, ungefähr zehn Minuten zu Fuß von mir zu Haus, war wegen seiner unschlagbaren Preise beliebt. …
Hinter dem Tresen war die Küche. Dort stand wie üblich der Wirt in seiner fleckigen weißen Schürze und arbeitete. Das Fett im Wok dampfte. Gemüse wurde hineingeworfen, es knisterte. In der Pfanne brutzelten die Teigtaschen, beim Ablöschen mit Wasser zischte es. Die hinter der Arbeitsplatte in die Wand eingelassenen Steckdosen waren fettverkrustet. Die Siebkellen, mit denen der Wirt das Gemüse aus den Säcken schöpfte, die für uns unsichtbar neben ihm auf dem Fußboden standen, waren kaputt und starrten vor Schmutz. …
„Hast du diesen . . . Lappen gesehen, mit dem er den Wok ausgewischt hat? Das war ein Putzlappen. Der hat dem Wok mit einem Putzlappen ausgewischt und darin die Nudeln gebraten!“
„Aha“, hatte ich nur erwidert, mehr nicht.
In dem Restaurant, in dem Midoriko einen Teigkloß mit immer mehr Sojasoße übergießt, wird von einem anderen Restaurant erzählt.
„… Ende Mai gab’s mitten in der Nacht einen Unfall. Direkt vorm Horyu, du weißt schon, dieses chinesische Restaurant, wo wir früher öfter waren, genau da ist Kyu-chan gestorben. …“
Natsuko und Midoriko warten am Abend auf Makiko.
Aber Makiko kam nicht. … „Du“, sagte ich zu Midoriko, „was hältst du davon, wenn wir wieder zum Chinesen gehen, wenn Deine Mutter kommt – sie kommt bestimmt bald -, da waren wir zwar gestern schon, aber wir können ja etwas anderes essen“ …
A. M. Homes: This Book Will Save Your Life (2006)
“For Christsakes, eat something.”
“Vegetables,” Richard says. “Any steamed vegetables?”
“It’s a steak house, not a Chinese restaurant. I’ll see what they can do.” The waiter walks away.
He takes Ben to Chinatown for lunch. He takes him to a place that a woman took him on a date about five years ago—Hop Louie’s. The restaurant is deserted except for a large group of Chinese people gathered around an enormous table.
“Are you open?”
“Open and ready to serve.”
They order a bountiful spread—hot-and-sour soup, sweet-and-sour pork, steamed dumplings, fried rice—and immediately Richard feels guilty: they’ve ordered too much, Ben will overeat and have to go back to the husky department.
“When I die, can we have Chinese food?” one of the men asks.
“Why don’t I go down and pick something up?” Ben says. “I can take the stairs. What do you want—pizza, sushi, Chinese?” …
“And you?” Ben asks his father.
“Oh, steamed vegetable dumplings, and maybe, if they have it, soft-shelled crabs.”
“You’re still eating soft-shelled crabs from Chinese restaurants?” she asks.
“Yes, why?”
“That’s what you ate twenty years ago.”
Maxim Biller: Sieben Versuche zu Lieben (2020)
Ein paar Monate lang zog mein Vater mit seinen neuen Freunden Nacht für Nacht um die Häuser, sie gingen ins Theater Na zábradlí, sie aßen beim einzigen Chinesen der Stadt und betranken sich hinterher im Bystrica, und eines Abends kam er dann endlich mit Miloš Forman ins Gespräch. (Ein trauriger Sohn für Pollok)
Ich war, erinnere ich mich auf einmal wieder, damals schnell müde geworden, und nachdem ich den zweihundertsten Demonstranten gezählt hatte, schlief ich in Vaters Armen ein, und später waren wir dann zum Chinesen gegangen, und ich aß zum erstem Mal in meinem Leben süßsaures Hühnerfleisch. (Der Anfang der Geschichte)
Bei dem letzten Abendessen war aber alles anders gewesen. Die Eltern nahmen sie das erste Mal zum Chinesen mit, dem einzigen, den es in Prag gab, und noch bevor sie die Speisekarten bekommen hatten, fing Vater an zu sprechen. Zuerst erklärte er ihnen, dass sie in einem der besten chinesischen Restaurants Europas waren – die Köche hier seien zwar Tschechen, hätten aber in China ihr Handwerk gelernt. Auch die Ausländer aus dem Westen wüssten das, er habe schon oft gehört, wie sie den Prager Chinesen lobten, und er sei sehr traurig, dass er in den nächsten Monaten nicht die Möglichkeit haben würde, wieder herzukommen.
Während er die erste süßsaure Suppe seines Lebens aß, während er immer wieder den schweren Porzellanlöffel in seiner Hand wiegte, während er das scharfe Kung-pao fast schon so geschickt wie ein Chinese mit den Stäbchen in sich hineinschaufelte und den von den gebratenen Bananen tropfenden Honig vom Teller leckte, dachte er nur, wie schön dieser Abend war. (Bernsteintage)
Am Samstag dann, wie immer, traf sich Ernst mit Elsa. Sie aßen gemeinsam in einem chinesischen Restaurant am Hauptbahnhof zu Mittag und redeten dabei über Elsas Scheidung. (Die schönen Stimmen der Erwachsenen)
Katharina Adler: Ida (2018)
Nach verschiedenen Stationen der Flucht erreicht Ida endlich die USA.
„Wir haben drei Stunden. Wollen Sie vielleicht etwas zu sich nehmen?“
„Was schlagen Sie vor?“
„Hier in der Nähe gibt es einen chinesischen Imbiss.“
„Chinesisch!“ Ida lachte ungläubig. „Solange es keine Linsen sind. Die habe ich in Marokko zur Genüge gehabt.“
Resolut bugsierte sie eine bleiche Teigtasche in ihrem Mund.
Nicht schlecht, dieses chinesische Maultascherl, wirklich, und die Brühe war auch schön kräftig.
Doch Ida bekommt keinen Zugang zu Amerika.
Wenn man sich zu erinnern versucht an dieses New York, aber da ist nichts außer dem feinen Lächeln eines Martin Magner und dem Geschmack von chinesischem Essen. Wenn dieses fremde Essen eigentlich eine gute Stärkung war, aber der Körper nicht nur schwankt, sondern bis hinter die Augen vibriert und keine Zigarette etwas dagegen ausrichten kann und noch eine nicht und eine weitere auch nicht.
Dann machte er aus dem Taktstock doch noch Besteck und fischte Reis aus seiner Schüssel. Sein Ausdruck wurde weich.
„Morgen kommen Diantha und die Kleine nach Hause.“
Ida tunkte ungerührt ein Dim Sum in die Soße.
„So aufgeweckt ist sie, Mama. Und hübsch, sag ich Dir. Wunderhübsch.“
Ida legte die Gabel mit der Teigtasche wieder ab.
So drückte sie tapfer Magners Hand und sagte, wenn der Kurt endlich wieder in der Stadt sei, dann müssten sie unbedingt einmal zusammen zum Chinesen.
„Aber äußerst gern! Es freut mich, dass ich Sie damals auf den Geschmack hab bringen können“, erwiderte Magner.
„Und ob“, sagte Ida, obwohl ihr gerade gar nicht nach Essen war.
Liane Moriarty: Nine Perfect Strangers (2018)
Her head swiveled from side to side as she studied the town. A Chinese restaurant with a faded red and gold dragon on the door.
Chimamanda Ngozi Adichie: Americanah (2013)
Mariama war mit der Fisur ihrer Kundin fertig und besprühte sie mit Glanzspray, und nachdem die Kundin gegangen war, sagte sie: „Ich hole was beim Chinesen.“ …
Mariama kam mit ölfleckigen braunen Tüten aus dem chinesischen Restaurant zurück und brachte den Geruch nach Fett und Gewürzen mit in den stickigen Salon.
Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels (2006)
Wie Kakuzo Okakura, der Autor von „Das Buch vom Tee“, der über den Aufstand der mongolischen Volksstämme im 13. Jahrhundert nicht so sehr deshalb betrübt war, weil er Tod und Verzweiflung gebracht, sondern weil er die wichtigste der Früchte der Song-Kultur, die Kunst des Tees, zerstört hatte, weiß ich, dass er kein zweitrangiges Getränk ist.
… meine eigene Mahlzeit zubereiten – kalte chinesische Nudeln mit Tomaten, Basilikum und Parmesan …
Ngũgĩ wa Thiong’o: Herr der Krähen (2006)
„Wir brauchen einen passenden Namen dafür“, meinte Kamĩtĩ aufgeregt, als Nyawĩra beim Abendessen im Chou Chinese Gourmet zum ersten Mal über diese Idee sprach.