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Lydia Sandgren: Gesammelte Werke

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Vor vielen Jahren war er mit einer Frau zusammen gewesen, die darauf bestand, dass es schlechtes Feng-Shui sei, einen Schreibtisch ins Schlafzimmer zu stellen. „Das soll ein Raum zur Entspannung sein“, sagte sie mit leicht gerümpfter Nase in einem generell angeekelten Gesicht.

Das Tai Shanghai in Göteborg gehört zu den Lokalen, die die Protagonisten regelmäßig besuchen.

Der Tisch im Thai Shanghai war von anderen gekapert worden, und Uffe hatte seinen Stuhl angewidert einem Erstsemester von der Valand überlassen.

„Aber können wir nicht ins Prag oder zum Thai gehen?“
Im Gyllene Prag oder Thai Shanghai lungerten mit Sicherheit ein paar bekannte Gesichter herum, und genau die wollte Martin vermeiden.

Obwohl seit Gustavs Umzug nach Stockholm fünf Jahre vergangen waren, konnte Martin nicht im Pustervik oder dem Thai Shanghai sitzen, ohne jedes Mal, wenn die Tür aufging, zu erwarten, dass Gustav hereinkam.

Obwohl es noch früh und an einem Dienstag war, war es im Thai Shanghai schon recht voll. Sie bekamen noch einen Tisch gleich an der Tür. …
„Wie kann es sein, dass es hier immer so voll ist?“, wunderte sich Gustav. „Hier ist es voll seit 1981, verdammt noch mal.“

…

Ein anderer Mann bestellt in Berlin chinesisches Essen:

Er schleppte sich vom Bett zu Sofa, vom Sofa zum Computer und Gelegentlich zum Supermarkt an der Ecke, wo er sich mit Kaffeefiltern und Fruchtjoghurt eindeckte. Er bestellte sich etwas zu essen. Der Fahrer vom China-Imbiss beäugte skeptisch Philips unrasiertes Kinn und den fleckigen Kapuzenpulli.

Gustav versenkte die Hand in einem blau-weißen Porzellankrug, und sie kam mit einer drei viertel vollen Flasche Cognac wieder zum Vorschein.
„Ausgerechnet in der Ming-Vase“, sagte er. „Sie hat doch Stil.“

Es stellte sich die Frage, ob die überlegt angebrachten Tattoos nicht schlimmer waren als die unüberlegt gestochenen und vorfabrizierten Motive wie alberne Schmetterlinge oder chinesische Schriftzeichen.

Er starrte auf das Blatt. Dann fing er noch einmal von vorn an, diesmal langsamer. Es half nicht. Er hatte immer höhnisch über Leute gegrinst, die schwierige Texte als „Fachchinesisch“ bezeichneten.

… Bengt hätte natürlich mitkommen sollen, aber dann war er gezwungen, geschäftlich nach China zu fliegen …

Martin hatte sich die ganze Kindheit hindurch mit seiner Schwester gestritten. Sie hatten sämtliche Formen von Konflikten durchgespielt, vom besinnungslosen Aufeinandereinprügeln bis zum avancierten eiskalten Schweigen. Provokationen als verbale Variante chinesischer Wasserfolter.

Lydia Sandgren: Gesammelte Werke (2020), Übersetzung von Stefan Puschkat und Karl-Ludwig Wetzig (2021) mare

Folter, Globalisierung, Porzellan, Schrift, Sprache
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